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Unsere Projekttage zwischen Zivilcourage und „fremden Welten“

von Jennifer Klotz (veröffentlicht am 23.11.22 in DIE GLOCKE)

Wo fangen Rassismus und Diskriminierung im Alltag an? Was kann ich tun, um Betroffene zu unterstützen? Oder bin ich sogar selbst unbewusst Teil davon? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigten sich jetzt die Schülerinnen und Schüler des Harsewinkeler Gymnasiums.

„Schule gegen Diskriminierung“ heißt es während der Projekttage der Schule für die Achtklässler. Gemeinsam mit Teamern von verschiedenen Vereinen vertiefen sie das Motto und entwickeln so ein Bewusstsein für eigene Privilegien und die Situationen anderer. „Das alles passiert im geschützten Raum, ganz ohne Lehrkräfte. Nur mit den Teamern“, erklärt Kristina Reinker. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Friederike Rausch haben die Lehrerinnen den Themenblock organisiert. Im Mittelpunkt stehen Zivilcourage, Demokratie-Erziehung, sexuelle Vielfalt sowie Diversität und auch die Macht der Sprache.

„Aber auch Teambuilding ist nach den zwei Jahren Corona sehr wichtig, wie wir gemerkt haben“, erklärt Dr. Lars Zumbansen, didaktischer Leiter der Schule und Initiator der Projekttage. Die Konzentration lasse schneller nach und das gemeinsame Lernen müsse teilweise neu angegangen werden. „Und durch die sozialen Medien rücken Themen wir Diskriminierung und Rassismus auch immer weiter in den Alltag der Schüler“, führt Reinker weiter aus. „Einige können damit schon ganz gut umgehen und wissen um ihre soziale Blase, andere brauchen noch Unterstützung. Wir merken, dass das sehr emotional aufgeladene Themen sind, die auch mal provozieren und zu Auseinandersetzungen führen. Was auch gut ist – wenn sie aufgelöst werden können.“ Zudem sei es auch ein Wunsch der Schülervertretung, diese Themen in den Fokus zu nehmen.

Und die Schüler sind mit Feuereifer dabei. Beim Rundgang durch die Schule sieht man viele Schülergruppen, die angeregt diskutieren, sich Notizen machen, gemeinsam mit den Teamern Gruppenübungen bewältigen und Interviews führen. „Die Projekttage finden absichtlich im November statt damit sie auch nachhallen und ausgiebig besprochen werden können“, erklärt Schulleiter Gerald Schröder. „Sie sollen in den Unterricht einfließen.“

Damit die Schülerinnen und Schüler nicht einfach mit ihren Gedanken entlassen werden, sollen die Ergebnisse in einer Art digitaler Zeitung aufbereitet werden, „Das können Texte, aber auch Videos und Podcasts sein“, so Zumbansen. Die Ergebnisse sollen auch am Tag der offenen Tür am 3. Dezember präsentiert werden. Eine Gruppe zum Beispiel hat sich dem Thema „LGBTQ/Diversität“ gewidmet, mit speziellem Fokus auf das Coming-Out, also die Offenlegung der eigenen Homosexualität. Welche Folgen hatte es, wie reagierten andere und wünschte sich die Person vielleicht doch eine andere Sexualität, die vieles „einfacher“ machen würde? „Später wollen wir noch Passanten dazu befragen“, ist die Motivation hoch.

Andere Schulklassen widmen sich derweil Themen wie „Fremde Welten“, „Europa“ oder „Faszination Fernost“. Sie besuchen den Hindu-Tempel in Hamm (s. Abbildung), kochen gemeinsam typische Speisen, schreiben Kurzgeschichten über außergewöhnliche Charaktere oder entwickeln eigene Städte, um dort zu erfahren, wie Demokratie funktioniert. „In den unteren Jahrgangsstufen legen wir den Fokus stark aufs Teambuilding“, erklärt Schröder. Dort habe man die Nachwirkungen der Pandemie am stärksten gespürt. Die Oberstufe habe die Berufs- und Studienorientierung im Blick.

Dass die Projekttage gut angenommen werden, ist keine Frage. Die Schüler arbeiten mit höchster Motivation und sprühen vor eigenen Ideen. Manche wünschen sich sogar eine AG zu den Themen. „Man lernt sich neu kennen“, schmunzelt Schröder.