Lernen auf Distanz
Im Schuljahr 2020/2021 wird der Präsenzunterricht, also der Unterricht nach Stundenplan im Klassen-/Kursverband in der Schule wieder der Regelfall sein. Einschränkungen ergeben sich hier vor allem durch Berücksichtigung der Hygienevorschriften, die das Tragen eines Mund-/Nasenschutzes auf dem Schulgelände und auch im Unterricht erforderlich macht, zumindest erst einmal für die ersten zweieinhalb Schulwochen bis zum 31.08.
Unabhängig davon kann es jedoch immer wieder zu kompletten zeitweiligen Lockdowns wie vor den Sommerferien kommen. Zudem gibt es sowohl Kolleginnen und Kollegen als auch Schülerinnen und Schüler, die eine attestierte Risikoeinstufung haben und nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können. Phasen des Distanzunterrichts werden daher auch im laufenden Schuljahr unumgehbar sein,
Jede Schule ist angehalten bereits zu Beginn des Schuljahres ein Konzept für den digital gestützten Distanzunterricht zu entwickeln. Dieser so erteilte Distanzunterricht wird jedoch, anders als im vergangenen Schuljahr, mit einer Verordnung vom 01.08. rechtlich dem Präsenzunterricht gleichgesetzt und fließt insofern auch vollwertig in allen Fächern in die Leistungsbewertung ein.
Um vorausschauend zu planen und für alle denkbaren Fälle gewappnet zu sein, ist es wichtig, Unterricht so zu organisieren, dass er mit möglichst wenig Änderungen sowohl in Präsenz als auch in Distanz umsetzbar ist. Das bedeutet, dass wir am Gymnasium Harsewinkel im kommenden Schuljahr Unterricht klar und transparent in allen Fächern zweiphasig anlegen. Das Konzept wird auch als „Blended Learning“ bezeichnet.
- Präsenzlernphase: In dieser Phase steht die direkte Kommunikation und Interaktion der Lernenden im Klassenverband untereinander und mit der Lehrkraft im Vordergrund. Sie dient vor allem zur individuellen Beratung, zum fachbezogenen Austausch aber auch zum sozialen kooperativen Lernen. Diese Phase wird als synchrone Lernform bezeichnet, weil hier alle Beteiligten zeitlich und am selben Ort (Klassen- und Kursraum) an dem gleichen Thema arbeiten. Im Distanzunterricht werden diese Phasen zu didaktisch-methodisch sinnvollen Anteilen in Videokonferenzen ausgelagert.
- Selbstlernphase: In dieser Phase setzen sich die Schülerinnen und Schüler eigenständig mit einem Lerninhalt in ihrem eigenen Tempo auseinander. Das kann etwa die Vorbereitung eines neuen Themas betreffen, vor allem aber die Übung und Vertiefung bereits erlernter Unterrichtsinhalte. Damit die Lernenden die Möglichkeit haben, selbst darüber zu entscheiden, was sie wann lernen, wird diese Phase in allen Fächern in der Regel als Wochenplanarbeit (oder längerfristige Projektarbeit) angelegt. Im Regelunterricht in der Schule werden dazu innerhalb der Klassenteams/ Jahrgangsstufen bestimmte Zeitschienen ausgewiesen, die die Schülerinnen und Schüler zum selbstregulierten Arbeiten nutzen können. Um reibungslos in den Distanzunterricht überwechseln zu können und auch auf den Routinen aufzubauen, die vor den Sommerferien etabliert wurden, werden die Aufgaben weitgehend digital gestützt (vor allem ab Klasse 7 über MS Teams) jeweils zu Wochenbeginn verteilt.
Die Erfahrungen der Cora-Zeit haben gezeigt, dass das selbstregulierte Lernen, die dazu notwendige Selbstmotivation und die Übernahme von Verantwortung für den eigenen Lernprozess eine Schlüsselkompetenz darstellt, die natürlich voraussetzungsvoll ist und systematisch auf- und ausgebaut werden muss.
Aus diesem Grund ist es uns ein Anliegen bereits frühzeitig in diesem Schuljahr eine offene Schulentwicklungsgruppe einzurichten, bestehend aus Lehrerinnen und Lehrern, interessierten Schülerinnen und Schülern sowie Eltern, die aus den gemeinsamen Erfahrungen der Corona-Zeit heraus bestehende Konzeptansätze zur „Förderung des selbstregulierten Lernens“ überprüfen und kontinuierlich weiterentwickeln. Dabei gilt es ausdrücklich darum, nicht nur auf die aktuelle Krise zu reagieren, sondern auch tragfähige Perspektiven und schulische Organisationsmöglichkeiten für die Nach-Corona-Zeit zu entfalten.
Das alte Konzept aus dem Schuljahr 2019/2020
Unser schulisches Konzept zum „Lernen auf Distanz“ basiert auf unseren pädagogischen Überzeugungen, einer Evaluation des digital gestützten Lernens unter Eltern, Lehrern und Schüler vor den Osterferien sowie den Leitlinien des Ministeriums zum Fernunterricht (Quelle). Allgemein setzen wir dabei auf eine Mischung aus asynchronem Lernen in eigenem Tempo nach Wochenplänen und synchronen Beratungs- und Besprechungsphasen mit Fach- oder Klassenlehrern im Videochat. Dabei nutzen wir systematisch die infrastrukturellen Voraussetzungen im Bereich der Digitalisierung an unserer Schule.
Grundsätzlich ist uns bewusst, dass das „Lernen auf Distanz“ auch aufgrund der sehr unterschiedlichen Belastungssituationen daheim keinen vollwertigen Ersatz für einen regulären Präsenzunterricht in der Schule (der Vor- oder Nach-Coronazeit) bieten kann. So sind wir – gemäß unseres pädagogischen Selbstverständnisses aber auch durch die ministerialen Vorgaben angehalten, den Präsenzunterricht nicht 1:1 ins Digitale zu verlagern und Augenmaß bei dem Umfang der von den Schülern zu erledigenden Aufgaben zu wahren.
Auf der anderen Seite sind wir jedoch auch gefordert, dass Ihre Kinder über dieses Schuljahr hinaus keine allzu großen Bildungslücken insbesondere in den Kernfächern aufbauen, die die Bildungskarrieren Ihrer Kinder negativ beeinflussen.
Aus diesem Grund haben wir nach den Osterferien dazu entschlossen die Lernaufgaben und Unterrichtsverpflichtungen für die Fächer Deutsch, Mathematik und die Fremdsprachen für die Sek. I verbindlich zu setzen.
Natürlich erhalten Ihre Kinder auch in den nicht-schriftlichen Fächern Aufgaben und offene Projektangebote, deren Erledigung aber freiwillig und nicht verpflichtend ist. Je nach Interesse und Arbeitsauslastung können die Schülerinnen und Schüler darüber hinaus bestimmte Fachlehrer für weiterführende Lernangebote jeder Zeit anschreiben.
In den Jahrgangsstufen EF und Q1 stellen aufgrund der laufbahnrechtlichen Vorgaben die Lehrerinnen und Lehrer aller Fächer mit Ausnahme von Sport verbindliche Aufgaben. Eine Entlastung erfolgt hier über Reduktion des jeweiligen Stundenpensums (2 Wochenarbeitsstunden in Grundkursen, 4 in Leistungskursen).
Um bei der Bewältigung des Distanzlernens Ihren Kindern eine verlässliche Planung und möglichst breite Unterstützungüber unsere Lernplattformen IServ und MS Teams zukommen zu lassen, haben wir vier ineinandergreifende Module für das Distanzlernen in den Kernfächern entwickelt (s. Grafik).
- Um die Kommunikationen zwischen Lehrern und Schülern zu bündeln sowie eine klare Strukturierung und Rhythmisierung der Arbeitswoche für Ihre Kinder zu gewährleisten, werden Lernaufgaben für die schriftlichen Fächer immer montags Morgens bis spätestens 9.00 Uhr über das in der Klasse jeweils eingeführte Aufgabenmodul, entweder über IServ oder Microsoft TEAMS, eingestellt. Für die Erledigung der Aufgaben erhalten unsere Schülerinnen und Schüler dann auch in der Regel immer genau eine Woche Zeit.
- Das zweite Modul dient der Unterstützung im Lernprozess. Die Lehrerinnen und Lehrer der Kernfächer bieten dazu offene Sprechzeiten in Form von Text-, Audio- und/oder Videochats an, die genutzt werden können, um Unklarheiten auszuräumen und Rückfragen zu den Lernaufgaben zu klären. Außerdem können sich hier auch die Lernenden untereinander in Gruppenchats wechselseitig als „Lernpartner“ helfen. Die Fachlehrer finden hierfür individuelle Regelungen.
- Neben dem eigenverantwortlichen Arbeiten ist es jedoch auch wichtig, als gesamte Lerngruppe regelmäßig zusammenzukommen, um neue Inhalte einführen zu können oder erledigte Lernaufgaben zu besprechen bzw. zu diskutieren. Dazu weisen alle Kernfachlehrer verbindliche Videochat-Termine pro Woche aus. Die Termine orientieren sich in der Regel nach dem alten Stundenplan. Die Klassenleitungsteams informieren die Schülerinnen und Schüler bei Terminabweichungen (etwa durch den Einsatz von Lehrkräften im Abitur oder an Präsenztagen) immer mindestens eine Woche im Voraus.
- Über das rein fachliche Lernen hinaus gibt es natürlich insbesondere durch die für uns alle ungewöhnliche Situation immer wieder Themen und Probleme, die Ihre Kinder beschäftigen oder belasten. Außerdem gilt es gerade im Vorfeld der zu organisierenden Präsenztage und der Zeit bis zu den Sommerferien immer wieder neue Regelungen zu beachten, die sinnvoll im direkten Gespräch zu übermitteln sind. Um hierfür einen Raum des Austausches zu haben, vereinbaren die Klassenleiterteams in der Sek. I und die Jahrgangsstufenkoordinatoren in der Sek. II zudem pro Woche eine virtuelle Klassenleitungs- bzw. Jahrgangsstufenstunde im Videochat.
Leitlinien in der PDF-Übersicht zum Download: Lernen auf Distanz.PDF
Unterstützung
Uns ist dabei bewusst, dass das Lernen auf Distanz nicht voraussetzungslos ist. Falls es bei Ihnen Probleme geben sollte, was die technische Ausstattung anbelangt oder Ihre Kinder daheim nicht ungestört arbeiten können, kontaktieren Sie uns bitte. Sowohl eine Ausleihe von Tablets/ Laptops oder die Buchung eines Arbeitsplatzes in der Schule sind möglich. Dazu haben wir eine Study-Hall in der Schule (Raum 3A im Oberstufengebäude und ab dem 28.05. auch im Erprobungsstufengebäude) eingerichtet, die von pädagogischem Personal betreut wird. Oberstufenschüler können zudem Study-Rooms ganztägig zur individuellen Arbeit in der Schule über IServ buchen.
Der Besuch der Study-Hall ist immer wochentags von 08.00 – 12.20 Uhr möglich. Bei andersgelagerten Problemen, wie fehlender Motivation beim Lernen oder Schwierigkeiten mit der Selbstorganisation bieten Herr und Frau Kirk zudem Beratungstermine zur „Lernbegleitung“ an. Weiterführende Informationen zu den Unterstützungsangeboten finden sich auf unserer Homepage unter: https://www.gymnasium-harsewinkel.de/study-hall-und-study-rooms/