Literaturkurs führt Dürrenmatts „Die Physiker“ auf – Wenn Wissen zur Bedrohung wird
Wie viel Macht darf die Wissenschaft haben?
Wie viel Wissen ist der Menschheit zumutbar?
Bringt der Fortschritt den Menschen weiter oder ist er eine Gefahr für die Gesellschaft?
In einer Nervenheilanstalt Les Cerisiers geschehen kurz nacheinander drei Morde, weshalb Inspektor Voß versucht, die Geschehnisse aufzuklären. Er trifft auf Frau Dr. Mathilde von Zahnd, die Leiterin der Anstalt, die sich vor allem um die drei Physiker kümmert, die isoliert von anderen Patienten in der Irrenanstalt leben. Möbius, der wohl genialste Physiker seiner Zeit, täuscht seine Geisteskrankheit vor, um die Welt vor seinen Entdeckungen zu schützen. Die beiden anderen Insassen geben sich zunächst ebenfalls als Verrückte: Sie halten sich selbst vermeintlich für Albert Einstein und Isaac Newton. In Wahrheit sind aber beide Agenten konkurrierender Geheimdienste und sollen Möbius’ wissenschaftliche Erkenntnisse samt Physiker für die jeweilige Regierung gewinnen. Da ihre Krankenschwestern ihre Pläne gefährden, mussten sie sterben. Auch Möbius bringt seine Krankenschwester um, weil die aufkeimende Liebe zu Schwester Monika seine Tarnung als Verrückter gefährdete. Ihm gelingt es auch, die beiden Agenten davon zu überzeugen, sich weiterhin als Verrückte auszugeben, um die Welt vor der von Möbius entdeckten Weltformel zu schützen, die in den falschen Händen furchtbare Konsequenzen für die gesamte Menschheit bedeuten würde.
Doch alle Bemühungen, die Welt zu schützen, erfolgen zu spät: Frau Dr. von Zahnd entpuppt sich als die einzige Irre des Stücks. Sie hat Möbius’ Dokumente schon entwendet und will nun die Weltformel nutzen, um ihr Geld und ihre Macht noch zu potenzieren. Die Physiker sind am Ende machtlos und nehmen final die zunächst gespielten Rollen an, verwandeln sich also wieder in Einstein, Newton und den verrückten Möbius, dem der König Salomon erscheint.
Die 34 Schülerinnen und Schüler des Q1-Literaturkurses und ihre Lehrerin Carina Nollmann haben ein Schuljahr auf die Aufführung des anderthalbstündigen Stücks hingearbeitet. Da es für die meisten Kursteilnehmer das erste Theaterstück war, an dem sie so intensiv mitgewirkt hatten, war es für sie eine spannende Reise. Erst mit dem bedrohlich näher rückenden Aufführungstermin wurde allen bewusst, das neben dem Erlernen schauspielerischer Mittel und dem Einprägen des Textes auch andere wichtige Dinge das Gelingen eines solchen Projektes ausmachen. So zimmerten sie Türen zusammen, nähten ohne Vorlage Würfelhussen, drehten einen Werbetrailer, designten ein Programmheft und statteten die Rollen mit dem passenden Kostüm und Make-up aus.
Durch diese intensive Auseinandersetzung konnten die Schüler sich einem inhaltlich schweren Stück auf individuelle Weise nähern und schafften es mit ihrer Inszenierung, die Auseinandersetzung mit Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft auch unterhaltend an ihr Publikum weiterzureichen.